Basisalgorithmus für
"Point-of-Care" basierte Hämotherapie
Point-of-Care basierte Therapie koagulopathischer Patienten


Störungen der Blutgerinnung sind ein schwerwiegendes Krankheitsbild und können die Prognose eines Patienten negativ beeinflussen. Um Blutprodukte und andere Hämotherapeutika möglichst effizient und zielgerichtet einzusetzen, ist eine schnelle und umfassende Diagnostik der Blutgerinnungsstörung notwendig. In den letzten Jahren hielten bettseitig einsetzbare, sogenannte Point-of-Care (POC) – basierte Verfahren zur Gerinnungsanalytik vermehrt Einzug in die perioperative Versorgung koagulopathischer Patienten. Diese Geräte erlauben eine im Vergleich zur konventionellen Gerinnungsanalytik umfassendere und schnellere Analyse einer oft multifaktoriell bedingten Gerinnungsstörung. Es konnte in retrospektiven und prospektiv randomisierten Studien sowie in systematischen Metaanalysen demonstriert werden, dass der Einsatz dieser Verfahren im Vergleich zur konventionellen Labordiagnostik eine Reduktion des Blutprodukteverbrauches und eine Verbesserung des klinisches Ergebnisses bewirken kann. Studien zeigten ferner, dass Hämotherapie effizienter und ökonomischer war, wenn sie auf der Grundlage eines Therapie-Algorithmus erfolgte. 2013 wurde in enger Zusammenarbeit von Mitarbeitern dreier Universitätsklinika (Frankfurt, Heidelberg, Homburg/Saar) die erste Version eines Hämotherapie-Algorithmus publiziert, der im Januar 2024 unter Einbezug aktueller Studienergebnisse aktualisiert und erweitert wurde.

Schmitt, F.C.F., Schöchl, H., Brün, K. et al.
Update der Point-of-care-basierten Gerinnungstherapie. Anaesthesiologie 73, 110–123 (2024). https://doi.org/10.1007/s00101-023-01368-z

Weil sich die diagnostischen Spektren und Referenzwerte der viskoelastischen Methoden ROTEM® und ClotPro® unterscheiden, werden in der Publikation zwei gerätespezifische Algorithmen nebeneinander gestellt. Die übergeordnete Therapie-Eskalation (Rahmenbedingungen, Reversierung Antikoagulantien, Fibrinolyse, Fibrinpolymerisation, Plasmatische Gerinnung und Primäre Hämostase) ist in beiden Algorithmen gleich. Auch die Empfehlungen für eine Ultima-Ratio Therapie (Faktor XIII, rVIIa) unterscheiden sich nicht. Die Algorithmen lassen sich problemlos in den klinischen Alltag integrieren. Die Algorithmen haben sich als effektive Instrumente zur Diagnose und Therapie von Koagulopathien bewährt; sie können frei nach eigenen Vorstellungen modifiziert und an spezielle Patientengruppen angepasst werden. Der Evidenzgrad der vorgestellten Algorithmen ist als 4b einzustufen.


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